„Selbst ist der Mann“ lautet die Devise in schlechten Zeiten – in denen bekanntlich die Frauen und Mütter nachdrücklich unter Beweis gestellt haben, dass sie „ihren Mann zu stehen wissen“. Dann macht auch, getreu dem Grundsatz: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“, Not erfinderisch, wird Unmögliches möglich gemacht und manches aus dem Hut gezaubert.
Mit derartigen Problemen konfrontiert sahen sich auch die acht „Fans“, die am 11. 11. 1948 beim Martinusball der St. Martinus- und Donatus-Schützenbruderschaft der Pfarre D’horn im Saale Göbbels der Idee verfielen, einen Verein zu bilden und als solcher am Wettspielbetrieb des Tischtennisverbandes teilzunehmen. Das war nun in der Tat leichter gesagt als getan, auch wenn schnell Pläne geschmiedet wurden, wie ein Tischtennis-Tisch (eine Platte) gezimmert werden könne. Aber es haute hin: Noch im Jahre der Vereinsgründung, also 1948, wurde an einer normgerechten Platte in der Gaststätte Kaiser das intensive Training aufgenommen. Bereits in der Saison 1949/50 wagte man die Teilnahme an den Meisterschaftskämpfen auf Kreisebene.
Dass im Spätherbst 1948 in der „Herrschaft“ sich das Spiel mit dem kleinen Zelluloidball als Verein etablierte, kam nicht von ungefähr, war eigentlich nur eine Frage der Zeit. Tischtennis, bis dahin nur in Turnierform von wenigen Vereinen angeboten (im Kreis düren vom TTC Düren 32/51), wurde in den Jahren des Zweiten Weltkrieges in Lagern und Lazaretten zunehmend als Freizeitbeschäftigung betrieben. Die aus Krieg und Gefangenschaft Heimgekehrten suchten nun auch zu Hause nach entsprechender Betätigung. 1948 verzeichnete man den ersten regelrechten Tischtennisboom im Düren-Jülicher Land. Das Tischtennisfieber grassierte in Schlich. Zunächst gab es drei kleine Gruppierungen. Neben der „TTC-Gruppe“ frönten „Artisten“ dem Ping Pong in einem viel zu kleinen Raum im Sägewerk Göbbels und im Pfarrheim unter der Schlicher Kirche. Schließlich wurde schon bald aus diesem Sammelsurium ein gestandener Sportverein, eben der „Tischtennisclub 1948 Schlich“, der sich als solcher 1949 dem Westdeutschen Tischtennisverband (WTTV) anschloss.
Im längst abgebrochenen Schützenheim auf dem Schlicher Schützenplatz, unter heute unvorstellbar primitiven Bedingungen, trug die Mannschaft des TTC Schlich in der Saison 1949/50 ihre Meisterschaftsspiele aus. In der folgenden Spielzeit kam eine hauptsächliche aus Nachwuchsleuten bestehende „Reserve“ hinzu. Zunehmendes Interesse beim weiblichen Geschlecht und dem Jungvolk der Herrschaft führten zu einem schnellen Anwachsen der TT-Familie.
1952/53 bestritten vom TTC 1948 Schlich zwei Herren- und zwei Jugendteams sowie eine Damenmannschaft Punktspiele, ausnahmslos an einem Tisch mit Sechsergarnituren im wohnlich hergerichteten Schützenheim. Wer richtig trainieren wollte, musste frühmorgens vor der Frühschicht oder gegen Mitternacht mit Schläger und Bällen aufkreuzen, Partner fanden sich immer.
Erstaunlich aber neben dem unerwarteten Andrang der Aktiven auch die allgemeine Resonanz in der herrschaftlichen Bevölkerung. Bei manchem Spiel der ersten Mannschaft platzte „et Schötzebüüdche“ förmlich aus allen Nähte, standen die Zuschauer draußen in zwei und drei Reihen hintereinander und versuchten, durchs Fenster spähend das vielstündige Geschehen an der grünen Platte zu verfolgen.
Mit den Aktiven kamen die Erfolge und damit auch die Problemen, nämlich die Lösung der in jeder Hinsicht unzulänglichen Raumverhältnisse. Gelöst werden konnte, wenngleich keineswegs ideal, die Spiellokalfrage 1954 durch den Umzug in den Saal Göbbels. Das Schützenheim blieb als Trainingsraum sowie für Jugendspiele vorübergehend erhalten und wurde hinreichend genutzt.
Der Saalbetrieb führte zum Aufschwung, konnten dort doch alle Zuschauer richtig zusehen und neben den Meisterschaftsspielen der eigenen Mannschaft viele Tischtennis-Veranstaltungen ausgerichtet werden. Mitte der 50er Jahre war der Göbbels’sche Saal in Schlich für die Tischtennis-Aktiven im Kreis Düren eine Art „Mekka“, nicht zuletzt wegen der gepflegten Geselligkeit. Dazu trug nicht unerheblich bei, dass sich ab 1954 für den Tischtenniskreis Düren und ab 1957 für den Tischtennisbezirk Aachen die „Geschäftszentrale“ in Schlich befand. Außerdem mischten die Aktiven des TTC sportlich auf vielen Ebenen mit: Maria Kaiser, die 1955 die für Alemannia Aachen spielende deutsche Meisterin von 1953, Berti Pingel-Capellmann, an der Spitze der Bezirksrangliste der Damen ablöste, und auf der Männerseite Peter Stüttgen, sowie ab 1956/57 dessen Zöglinge Helmut Lanzen und Rudi Göbbels als „Einzelkämpfer“.
Natürlich nahm mit zunehmender Spielpraxis auch die Spielstärke er ersten Herrensechs zu und war deren Aufstieg in die Bezirksklasse (damals dritthöchste Spielklasse nach Oberliga und Landesliga) nur eine Frage der Zeit. 1955/56 ließ sich der Sprung auf die Bezirksetage einfach nicht mehr vermeiden, nachdem man diesem in der vorherigen Saison als Kreisligazweiter hinter BW Wollersheim hauchdünn hatte „entgehen“ können. Einmal geschafft, feierten die Schlicher TT-Freunde natürlich den Aufstieg gebührend: Zwei Wochen lang Sportwoche, mit Alemannia Aachen und Post Köln, deutschen Spitzenteams der Herren bzw. Damen, Kreisauswahltreffen und Bezirksvergleichkampf Aachen gegen Köln, Meisterfeier und buntem Abend, der geschlagene zwei Kalendertage dauerte. Delegationen aus Aachen, Köln, Eschweiler, Stolberg, Herzogenrath, Geilenkirchen und Jülich, dazu die Dauerfreunde von SG Düren 99 und TV 1847 Düren, die Getreuen aus Kreuzau, Lucherberg, Winden und Wollersheim aus dem alten Kreis Düren waren vertreten.
Die Spielzeit 1955/56 war somit ein unglaublicher Erfolg für den TTC, zumal im Saal Göbbels die Ausrichtung der Kreiseinzelmeisterschaften abgehalten wurde. Ein Tischtennisturnier mit feierlicher Siegerehrung, Abspielen der Nationalhymne, Flaggenhissung und großem Festball als Abschluss, in Verbindung mit über 800 Zuschauern an beiden Wettkampftagen. Dies alles klingt im Rahmen der heutigen Situation nahezu utopisch, war damals jedoch anstoßgebend für den Begriff des „Tischtennisdorfes Schlich“.
Das erste Jahr in der damals noch aus zwei Zehnergruppen bestehenden Aachener Bezirksklasse kam einer Gratwanderung gleich. Dem sofortigen Wiederabstieg wurde entgangen. Anders hingegen der Nachwuchs, der sich anschickte, die Nachfolge des westdeutschen Jugend-Mannschaftsmeisters von 1955, des Dürener TTC 1932, anzutreten und schon nur ein Jahr später im Entscheidungsspiel um den Bezirkstitel Alemania Aachen knapp 6:9 unterlag. Ohne die so erfolgreiche erste Jugendmannschaft zu schwächen, konnte für 1956/57 durch Jugendspieler „die Erste“ entscheidend verstärkt werden. Im folgenden Spieljahr machte man vielleicht einen gravierenden Fehler und nahm die besten Aktiven aus der Jugend. Damit avancierte die Bezirksklassencombo zwar zu einer echten Spitzenmannschaft in dieser Umgebung und erreichte auf Anhieb die Platzierung für die 1958/59 vom Tischtennisbezirk Aachen neugebildete Bezirksliga, leitete aber zugleich eine ungesunde Konzentration auf eben ein einziges Team ein. Für das Gründungsjahr der Bezirksliga verzichtete der TTC Schlich auf seinen Platz in dieser Spielklasse, schaffte jedoch planmäßig als Bezirksklassezweiter 1959/60 ganz souverän ohne Niederlage den Aufstieg.
Wie stets überall so wechselten auch beim Schlicher Tischtennisclub Höhen und Tiefen, war neben Licht auch Schatten vorhanden. Hatte die zuvor erwähnte Konzentration zu mehr Klasse aber auch zu viel weniger Masse geführt, wurden Breitenarbeit und Nachwuchsförderung vernachlässigt, stellte sich Mitte 1960 wieder das Raumproblem. Der Saal Göbbels (auch bekannt als Quast) wurde generalüberholt. Mangels anderer geeigneter Spielmöglichkeit in der „Herrschaft“ wählte man schließlich eine Spielgemeinschaft mit dem TSV1951 Düren-Ost und spielte als solche auch in der Bezirksliga eine führende Rolle.
Die Fusion erwies sich aber nicht als für längere Dauer tragbare Lösung, vielmehr wurde bald offenkundig, dass ohne Spiel- und insbesondere Trainingsbetrieb am Ort im Tischtennisdorf Schlich Tischtennis bald der Vergangenheit angehören würde. Daher beschossen die „Getreuen“ um Peter Stüttgen bereits 1961, in Schlich einen Neuanfang zu wagen. Dies erforderte aber zuerst die Lösung der Spielraumfrage. Überhaupt gelöst werden konnte das Problem nur dank der Unterstützung durch Pfarrer Heinrich Schmitz, der seinerseits daran den Beitritt des Vereins zur Deutschen Jugendkraft (DJK) knüpfte. So wurde der Schlicher Tischtennisclub zum „DJK TTC 1948 Schlich“. Eine Spiel- und Trainingsmöglichkeit fand man in zwei Räumen in der alten Schlicher Schule, die damals in oberen Etage noch schulisch genutzt wurde, mittlerweile aber vom Erdboden verschwunden ist.
So kam es ab 1961/62 in Schlich wieder zum organisierten Spielbetrieb. Im folgenden Sportjahr verpasste die erste Mannschaft nur knapp den Aufstieg aus der Kreisliga in die Bezirksklasse, der aber schon 1963/64 glückte.
Bis zum Sprung in die Bezirksliga dauerte es noch vier Jahre, wenngleich damit die Spiellokalfrage erneut gelöst werden musste. Für die erste Herrenmannschaft begann ein fortwährende Wanderschaft. Fortan trug sie ihre Heimspiele in Langerwehe oder Lucherberg in der Turnhalle, nach dem Aufstieg in die Landesliga ab 1970/71 auch in Dürener Hallen aus.
War es unter diesen Um- bzw. Übelständen kein Wunder, dass die erste Herrensechs sofort wieder in die Bezirksliga zurück musste, so erwies sich die alte Schlicher Schule andererseits als Glücksfall, nämlich als Talentschuppen, quasi als Erfolgsschmiede für eine lange Folgezeit. Schon in der Saison 1963/64 machten erstmals die Schlicher Schüler, voran Arndt Faßbender, Dieter Dickmann und Heinz Frings, auf Kreis- und Bezirksebene von sich reden. Bald mischten sie auf höherer Ebene, später auch in der Jugendklasse, fleißig mit. Insofern hatte sich der Notbehelf „alte Schule“ mit dem langem Warten auf die Turnhalle doch gelohnt. Wie viele Erfolge, Meisterschaften und Pokalsiege der Nachwuchs im Laufe der Zeit im Trikot des DJK TTC 1948 Schlich errungen hat, würde viele weitere Textzeilen benötigen.
Dass mit der Turnhalle am Ort keine Garantieschein für höhere Spielklassen eingelöst wurde, musste die erste Herrengarnitur erkennen. Wohl stieg sie, mittlerweile eine richtige „Fahrstuhlcrew“, 1971/72 als Bezirksligazweiter wieder auf, doch vermochte sie erneut den Landesligaplatz nicht zu halten. So verbrachte sie auch 1973, das Jahr des groß gefeierten 25 jährigen Vereinsbestehens, in der Bezirksliga zu. Dann abwechselnd rauf und runter: 1976/77 Landesliga, aus dieser 1977/78 als glanzloses Schlusslicht abgestiegen, 1979/80 als Dritter der Bezirksliga wieder hoch, diesmal aber auf Dauer und der Verbandsebene angesiedelt. 1981/82 qualifizierten sich die Sechs als Staffelzweiter der Landesliga für die höhere Verbandsliga und erreichte auf Anhieb einen beachtlichen dritten Saisonplatz. Die folgende Spielzeit bracht dann in sportlicher Hinsicht dem TTC den größten Erfolg: Staffelmeister der Verbandsliga mit 40:4 Punkten vor Blau-Weiß-Brühl-Vochem mit 37:7 Punkten und damit verbundenem Direktaufstieg in die Oberliga. Oberligist blieb das Team zwar nur eine Doppelserie, aber in den folgenden Spieljahren von 1985/86 bis 1987/88 spielte man mit wechselnden Erfolgen in der Verbandsliga. Anfang der 90er Jahre gelang wiederum der Aufstieg in die Oberliga wo man sich dann einige Jahre etablieren konnte.
Aufgrund von erheblichen Kosten, die die höheren Ligen zwangsläufig erfordern, beschloss der Vorstand in den 90er Jahren sich vom Spielbetrieb auf Verbandsebene zurückzuziehen, um in der Kreisliga Düren einen Neuanfang zu machen. Aber nochmals zurück zu den „guten Tagen“ in den Verbandsklassen. Ins Rampenlicht traten aber auch die Herren-Reserve und das erste Damen-Team. Seit Mitte 1975 Bezirksligist, schafften die Frauen 1985/86 den Aufstieg in die Verbandsliga, leider zunächst nur für eine Saison. Aber auf Anhieb glückte 1987/88 als Bezirksligameister ohne Punktverlust wieder der Sprung ins Verbandsgeschoss, bis es dann Mitte der 90er Jahre zu der vorerwähnten Zäsur kam und sich auch unsere gesamte Damenriege auflöste und dem TuS 08 Langerwehe anschloss. Die zweite Herrensechs steigerte sich seit 1983 bis 1986 immerhin von der Kreisliga bis zur Landesliga, stieg aber nach zwei Spielzeiten 1987/88 unglücklich als Tabellenzehnter in die Bezirksliga ab, wo man sich dann bis in die 90er Jahre etablieren konnte, ehe der zuvor schon erwähnte Rückzug aus den höheren Regionen kam. In der ersten Kreisklasse machte sie dann als erste Herren-Mannschaft einen totalen Neuanfang. Hier wurde aber gleich wiederum der Aufstieg in die Kreisliga geschafft. In der Kreisliga spielte man nun fortan bis zur Saison 2002/03 in der man wiederum einen kleinen Rückschlag hinnehmen musste und für ein Jahr in die erste Kreisklasse abstieg. Der sofortige Wiederaufstieg wurde jedoch als Tabellenerster erzielt. Einmal wieder Fuß gefasst, gelang es der ersten Herren-Mannschaft sich als eine der dominierenden Mannschaften zu etablieren und schaffte binnen zwei Jahren in der Saison 2005/06 den Aufstieg in die Bezirksklasse, was wohl als größter Erfolg seit über zehn Jahren Vereinsgeschichte zu verbuchen ist. Ebenso erging es damals der dritten Herren-Mannschaft (Mittlerweile zweite Herren-Sechs), die nach langen Jahren Aufstiegskampf 2002/2003 endlich den langersehnten Aufstieg in die 1. Kreisklasse erzielte und innerhalb von drei Jahren 2005/06 wiederum den Aufstieg in die Kreisliga schaffte. Im Jahr 2003 wurde (nach einem gescheiterten Versuch 1998) ebenfalls wieder eine dritte Herren-Mannschaft gemeldet, die sich mittlerweile von der dritten Kreisklasse bis zur ersten Kreisklasse hochgespielt hat. Sogar eine vierte Mannschaft konnte 2005 gemeldet werden, die nunmehr in der dritten Kreisklasse spielt. Erfreulicherweise lässt sich so feststellen, dass die Zwangsabstiege in den 90er Jahren dem Verein bei weitem nicht geschadet haben. Das Gegenteil ist der Fall. Der DJK TTC 1948 Schlich e.V. befindet sich wieder auf dem richtigen Weg.